7. DIE KLAVIATUR – EIN PLÄDOYER FÜR DIE FICHTE

Veröffentlicht am 29. April 2013 von Johannes Hüfken

Heute werden wir in das Thema Klaviaturen einsteigen. Dazu einige Gedanken von mir, warum die Klaviatur so ein Schwerpunkt für Cembalobauer wie auch für Orgelbauer ist.

Die Klaviatur ist das Verbindungsstück zwischen Spieler und Instrument. Bei Nichttasteninstrumenten ist der Spieler direkt mit dem Instrument verbunden. Musizieren ist das Spielen auf einem Instrument, wobei der Spieler mit dem Instrument eine Einheit bildet. Wenn nun so eine notwendige Brücke – die Klaviatur – dazwischen sein muss, ist das höchste Ziel dabei, den Spieler mit dem Instrument zu verbinden. Auch die Orgel hat eine oder mehrere Klaviaturen. Der Trend zu rein mechanischen Instrumenten ist schon seit vielen Jahren wiedergekommen. „Rein mechanisch“ heißt, dass die Taste direkt über kleine Holzleisten mit dem Tonventil verbunden ist. Bei der mechanischen Traktur hat der Spieler direkten Einfluss, auf welche Art und Weise das Ventil geöffnet wird und damit, wie die Pfeife bei der ersten Ansprache mit Wind versorgt wird. Damit möchte der Organist wieder das System haben, dass schon vor einen halben Jahrtausend aktuell war.

Je intensiver ich mich mit diesem Thema beschäftigte, desto mehr musste ich eingestehen, dass der Cembalobau ein noch größeres Augenmerk auf die Feinheit und Ausgewogenheit und Anfühlbarkeit der Klaviatur legt, als es der Orgelbau tut. Eine Erklärung dafür habe ich nicht. Aber nach weiteren Beiträgen werden Sie mir Recht geben.

Zunächst soll es noch nicht um die Tastenbeläge gehen das, was man eigentlich immer sieht und bespielt, sondern um den Grundkörper, der die Kraft physisch überträgt. Den Grundkörper kann man bei einer eingebauten Klaviatur immer dann sehen, wenn man einen Ton spielt und dabei die Seitenflanke des Nachbartons betrachtet.

  1. Der Vergleich
  2. Warum Fichte? Ein kleiner Ausflug

 1. Der Vergleich

Die Klaviatur wird traditionell aus Fichte hergestellt. Tradition ist gut, aber noch besser, wenn Sie sich erklärt. Also warum nicht Eiche? Eiche wird sehr viel im Orgelbau verwendet. Darum möchte ich als Orgelbauer dieses wertbeständige Holz mit der Fichte vergleichen.

Die folgenden Daten stammen von der informativen und liebevoll gestalteten Internetseite: „Holzwurm

Technische Holzdaten der Fichte
Rohdichte          :0.43 g/ccm
Zugfestigkeit     :80 – 90 N/mm²
Druckfestigkeit  :40 – 50 N/mm²
Biegefestigkeit  :65 – 77 N/mm²
Scherfestigkeit  :4 – 12 N/mm²

Technische Holzdaten der Eiche
Rohdichte          :0,64 – 0,71 g/ccm
Zugfestigkeit     :90 – 110 N/mm²
Druckfestigkeit  :52 – 64 N/mm²
Biegefestigkeit  :90 – 110 N/mm²
Scherfestigkeit  :12 N/mm²
Ausgewachsener Fichtenbaum

Warum Fichte? Ein kleiner Ausflug

Als Orgelbaumeister möchte ich Sie auf einen kleinen Ausflug in den Orgelbau mit nehmen. Die Eiche hat viele Vorteile, neben der Zähigkeit auch die Beständigkeit gegen Witterung,- Pilz- und Insektenbefall. Trotzdem hat sich Eiche bei keinem Tasteninstrument als Klaviaturholz durchgesetzt. Eiche neigt beim Trocknen zum Verwinden und ist ein sehr schweres Holz. Hingegen trocknet Fichte schnell und hat nur eine geringe Tendenz, sich dabei zu verziehen. Fichte hat trotz seines geringen Gewichtes auch gute Werte in der Festigkeit. Deshalb benutzt der Orgelbau dieses Holz für Abstrakten. Abstrakten sind die dünnen Holzleisten in der Orgel, die die mechanische Verbindung zwischen Taste und Ventil zur Pfeife sind. Diese haben  teilweise nur einen Querschnitt von o,8 x 6 mm. Das entspricht 4,8 mm². Es könnten also rund 40 kg an solch einem dünnen Fichtenstreifen hängen und das obwohl Fichte ein so weiches und leichtes Holz ist. Im Cembalobau wurde auch Pappel und Linde für die Herstellung von Klaviaturen verwendet; aber ich habe mich hier für die traditionelle Fichte entschieden. Im nächsten Beitrag möchte ich Ihnen erklären, wie unterschiedlich das Holz bei einer Feuchtigkeitsänderung arbeitet und wie wichtig es ist, hier auf die richtige Holzrichtung zu achten. Außerdem werden wir mit der praktischen Herstellung beginnen.

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