3. DER RESONANZBODEN – MIT VIELEN TIPPS

Veröffentlicht am 1. April 2013 von Johannes Hüfken

Heute ist unser erster Tag in der Werkstatt.

Nun, Gehörschutz und Schutzbrille brauchen Sie deswegen nicht zu tragen!

Trotzdem ein wichtiger Hinweis von mir!

Kein einziger Arbeitsschritt oder Tipp ist eine in Stein gemeißelte Wahrheit. Sie können, bei all meiner Freude über das Gelungene, lediglich an meinenErfahrungen teilhaben. Wenn ich also Vokabeln wie „muss“ und „soll“ verwende, betrifft das nur meinen derzeitigen Wissensstand. Dieser ist ein Produkt aus den Lehrstunden mit meinem hochgeschätzten Cembalobaumeister, der Literatur und Praxis (einschließlich der Fehler). Ich werde nicht immer meinen Lehrmeister zitieren. Gehen Sie davon aus, dass ich ein Anfänger im Cembalobau bin und sehr viel Wissen von meinem Meister stammt.

In diesem Blog-Post soll es um den Resonanzboden gehen. In 5 Punkten kommen wir von der Schnittware zum Resonanzboden.

  1. Die Holzauswahl
  2. Das Abrichten
  3. Das Verleimen
  4. Der Grobzuschnitt
  5. Das Aushobeln

1. Die Holzauswahl

Das gut getrocknete feinjährige Fichtenholz wird auf eine Stärke von ca. 12 mm aufgetrennt. Die dünnen Brettchen haben dann eine Breite von 60 – 130 mm.

Tipp: Das Holz darf zwar mal etwas schneller gewachsen sein (größere Abstände zwischen den Jahresringen), jedoch dämpfen Verwachsungen den Klang und lassen sich nur sehr schwer aushobeln.

Feinjähriges Fichtenholz ohne jegliche Verwachsungen (Größe: 90x12mm)

Tipp: Jedes Brettchen wird genau in der Mitte zwischen zwei Finger genommen und angeschlagen. Jedes brauchbare Brettchen hat einen eigenen schönen Ton. Es ist faszinierend, aber auch erschreckend, wie viele Brettchen sich als nicht geeignet herausstellen.

Also gilt es immer mehr Holz einzuplanen. An dieser Stelle darf nicht gespart werden!

2. Das Abrichten

Die Brettchen werden nun der Länge nach auf die Resonanzbodengröße sortiert. Dabei muss die Fläche aus zwei etwa gleich breiten Teilen (Bass/Diskant) bestehen. Nun werden die Fichtenbrettchen an den Leimfugen abgerichtet.

Tipp: Die Brettchen sollten ein wenig bauchig gehobelt werden. Jedes Brettchen ist dann ca. 1 mm auf 1m in der Mitte dicker als an den Enden. Dadurch bekommt der Resonanzboden eine innere Vorspannung und reißt später im eingeleimten Zustand auch bei großen Feuchtigkeitsschwankungen nicht so leicht.

Verleimen des Resonanzbodens

3. Das Verleimen

Grundsätzliches zum Leim: Niemals normalen Weißleim wie Ponal, Bindan etc. im Klangbereich des Cembalos verwenden! Dazu gehören u.a. Stege, Anhangleisten, Gehäuse und Resonanzboden. Weißleim ist elastisch – die Fugen können gering arbeiten, und der Klang wird gedämpft. Deshalb verwenden die meisten Cembalobauer einen Warmleim oder einen synthetischen Leim, der genauso hart wird wie Warmleim.

Damit das Hobeln des Resonanzbodens später viel Spaß macht, noch ein

Tipp: Beinahe jedes Brettchen lässt sich nur in eine Richtung gut hobeln. Deshalb ist es sinnvoll, alle Brettchen einmal mit der Hand anzuhobeln und sie in die gleiche Holzrichtung zu drehen. 

Nun kann jede der beiden Resonanzbodenhälften (Bass und Diskant) mit entsprechenden Zulagen und – ja nicht zu viel Druck – verleimt werden. Da die Brettchen bauchig abgerichtet sind, reichen theoretisch Zwingen an den Enden. Nach mindestens einer Nacht Ruhe können die Flächen maschinell abgerichtet und auf Stärke gehobelt werden. Diese werden 1 – 2 mm dicker gelassen, als die endgültige Stärke, die später mit dem Handhobel erreicht wird.

Nun werden die beiden Resonanzbodenhälften des Basses und des Diskants bündig miteinander verleimt.

Hobeln quer zur Maserung

4. Der Grobzuschnitt

Die Form des Resonanzbodens kann nun mit einiger Zugabe ausgeschnitten werden.

Achtung: Der Holzfaserverlauf ist nicht parallel mit der Gehäusewand im Bass, sondern verläuft schräg, etwa so wie die Saiten. Damit wird verhindert, dass sich der Resonanzboden von der Gehäusewand im Bass abspalten kann.

5. Das Aushobeln

Voraussetzung ist ein sehr guter Hobel, eine saubere Hobelsohle, eine superscharfe Klinge, optimale Einstellungen und eine stabile und plane Fläche, auf welcher der Resonanzboden während des Hobelns liegt.

Die Oberseite wird als erstes glattgehobelt und damit vollendet, denn diese kann nach Ausdünnen der Unterseite nicht mehr bearbeitet werden.

Die Unterseite wird genau nach Plan zu den Rändern unterschiedlich ausgedünnt. Der stärkste Bereich befindet sich in der Mitte – bei meinem Instrument sind es 4 mm. Zum Rand des Diskants wurde der Resonanzboden auf 2,3 mm ausgedünnt.

Tipp: Da große Mengen an Holz abgenommen werden müssen, wird der Span stark eingestellt. Dabei besteht die Gefahr des tiefen Einreißens. Um dieses zu verhindern, wird beim sogenannten „Zwergen“ im rechten Winkel zur Holzmaserung gehobelt und vorerst eine raue Oberfläche in Kauf genommen. Zum Feinhobeln wird wieder mit der Maserung gearbeitet.

Tipp: Mit einer Hand voll zusammengepresster Späne, kann das Holz aufpoliert werden. Durch die Erwärmung wird das Harz der Fichte auf dem Resonanzboden verteilt. Das ergibt eine elegante Oberfläche und schützt zusätzlich vor Verschmutzung.

In diesem Zustand ist der Resonanzboden sehr elastisch und empfindlich. Bevor er weiterverarbeitet wird, soll er eine möglichst lange Zeit ruhen. Aus diesem Grund habe ich dieses komplexe Thema an den Anfang aller Arbeiten gestellt.

Tipp: Wenn der Resonanzboden in die Sonne gestellt wird, dunkelt das fast weiße Fichtenholz natürlich nach und bekommt eine goldene Färbung.

In einem späteren Beitrag wird der Resonanzboden dann weiter bearbeitet.

Haben Sie Fragen? Ich freue mich über Austausch und Anregungen.

Im nächsten Blog-Post wird es um das Furnieren gehen – und was dabei auch nicht geht …

WEITERLESEN